Stimmbildung bei der Schola Cantorum Wettingensis

Bei der Erarbeitung der Werke wird in den Proben grosser Wert auf die Gesangstechnik und den Chorklang gelegt. Zur individuellen Weiterentwicklung der Sängerinnen und Sänger bietet zudem eine ausgewiesene Stimmbildnerin an den Probeabenden blockweise professionelle Stimmbildung an.

Die Sopranistin Ruth Achermann konzertiert in verschiedenen Formationen, die ein breites Spektrum der Musikwelt abdecken. Sie hat sich besonders im Bereich älterer Musik als Solistin einen Namen gemacht. Ruth Achermann unterrichtet Sologesang an den Musikschulen Volketswil und Dietikon. Als Stimmbildnerin ist sie unter anderem bei der Schola Cantorum Wettingensis tätig.

Warum Stimmbildung?

Warum ist Stimmbildung nötig, wenn der Dirigent selbst Sänger ist, mit dem Chor einsingt und die Stimme als Instrument kennt und versteht?

Der Dirigent betrachtet nicht nur die Stimme, sondern den ganzen Chor als Instrument. Er achtet auf Registerklang, Gesamtklang, Intonation, Artikulation und gestalterischen Ausdruck des Chores. Ihm bleibt daher nur wenig Zeit, sich um die Einzelstimmen zu kümmern, welche die obengenannten Chorqualitäten im Endeffekt ausmachen. Darum ist für die klangliche und technische Weiterentwicklung eines Chores auch die Kleingruppen- oder Einzelstimmbildung von entscheidender Bedeutung. Da Sänger/Innen ihr Instrument tagtäglich sprechend und singend brauchen, mag der Gedanke nahliegen, dass es keiner weiteren Beschäftigung mit dem Instrument Stimme bedürfe, um in einem Chor mitzusingen. Sobald jedoch ein etwas anspruchsvolleres Repertoire gesungen wird, muss die Stimme Höchstleistungen bringen, die den gewohnten Gebrauch bei weitem übersteigen. Auch kann der Stimmgebrauch tagsüber die Stimme bereits erheblich belastet haben. Da Proben und Konzerte meist abends stattfinden, kommt oft noch Müdigkeit und Stress dazu. Viele Sängerinnen und Sänger klagen dann über Stimmermüdung und Heiserkeit nach Probe oder Konzert.

Aufgabe der Stimmbildung ist es, auf Problematiken individuell einzugehen.

Im Gegensatz zum Gesangsunterricht, der normalerweise über einige Jahre hinweg regelmässig besucht wird und einen sanften Aufbau erlaubt, muss in der Stimmbildung eher auf Basis von Inputs gearbeitet werden. Thematisch wird einerseits literaturbezogen gearbeitet. Das heisst, es werden z.B. lange hohe Passagen, Koloraturen, dynamische Wechsel oder Sprünge angeschaut, analysiert und gegebenenfalls Übungsstrategien entwickelt. Andererseits geht es darum, den Menschen für seinen Körper und somit auch sein Instrument zu sensibilisieren. Dabei spielen die Funktion der Stimme und der Atmung, das Entdecken von Resonanzen und Klangfarben und der Umgang mit der Sprache beim Singen eine grosse Rolle. Die Sänger/Innen sollen dazu animiert werden, dem gesunden Gebrauch ihrer Stimme Priorität einzuräumen (auch im Alltag). Anatomisch korrekter Stimmgebrauch macht das Singen einfacher und führt somit zu Wohlbefinden und noch mehr Freude beim Singen.

Es lohnt sich, denn das Instrument Stimme ist nicht ersetzbar.

©ra 2013

Ruth Acherman               Foto: ZVG